Toll,
anstrengend, abwechslungsreich, laut, lustig, nervend, zufriedenstellend, noch
mehr anstrengend, total cool, mega schön, ungewohnt … :)
Das sind
die Wörter die mir gerade spontan eingefallen sind, als ich die Überschrift des
Posts geschrieben habe.
Wie ja
bereits bekannt, arbeite ich im RED House.
Was ist
das RED House jetzt eigentlich?
Das RED
House ist sowohl Kindergarten (morgens), Kindertagesstätte (den ganzen Tag
über) als auch ein Platz zum Lernen und Zusammenkommen für Jung und Alt
(hauptsächlich nachmittags). Und alles
läuft quasi parallel.
Begrüßungsassembly:
Ab ca.
7.00 Uhr kommen die ersten Kinder und bis 8.00 Uhr sind dann eigentlich fast
alle da. Jeden Tag kommen ca. 25-30 Kinder im Alter von 2 ½ bis 6 Jahren. Um
kurz nach 8.00 Uhr geht es dann mit der „Begrüßungsassembly“ los. Am Anfang hat
das meistens Yoanna (Lehrer) oder Anna (Gastmutter und Lehrerin) gemacht und
die jeweils andere Person hat in dieser Zeit die Zutaten für das Mittagessen und
unser Frühstück gekauft. Seitdem das Baby da ist, geht Yoanna einkaufen,
während Ulli oder ich die Assembly alleine machen :)
Das
klappt inzwischen auch gut. Wobei es immer noch Tage gibt, an denen die Kinder
machen was sie wollen, nicht sitzen bleiben und die ganze Zeit schreien und
sich gegenseitig ärgern. Aber im Vergleich zum Anfang hören sie auf uns schon
viel besser, was sicher auch daran liegt, dass Ulli und ich mittlerweile
Suaheli sprechen (zumindest die wichtigen, alltäglichen Dinge können wir kommunizieren
:) )
Zähne
putzen:
Da einige Kinder sehr braune Zähne haben, haben unsere Vorfreiwilligen eingeführt
mit den Kindern Zähne zu putzen. Dafür habe ich bereits in Deutschland bei
Zahnärzten nach Spenden gefragt und verschiedene Firmen angeschrieben, ob sie
uns kostenlese Zahncremes spenden können. Durch diese Spenden ist es uns
möglich dieses „Projekt“ weiterhin durchzuführen. Den Kindern macht es immer
total Spaß und wir können durch diese Spenden etwas für ihre Zahnhygiene tun.
:)
Unterricht:
Nach dem
Zähneputzen sitzen die Kinder an kleinen Tischen und schauen sich Bücher an,
während wir frühstücken und die Hefte für den Unterricht vorbereiten. Ja, ihr
habt richtig gelesen: Unterricht. Hier wird nämlich bereits im Kindergarten
Englisch, Mathe, Suaheli und Kunst unterrichtet. Die Kinder sind in zwei
Gruppen eingeteilt: Die „Großen“, die schon rechnen und schreiben können und
die „Kleinen“, die erst Buchstaben und Zahlen lernen. Anfangs hat Yoanna die
Großen und Anna die Kleinen unterrichtet und Ulli und ich haben ihnen geholfen, aber jetzt machen Ulli und ich die
Kleinen komplett alleine. Wir bereiten Ihre Hefte vor, helfen ihnen beim
Schreiben und geben Ihnen sogar Hausaufgaben. Hefte vorbereiten bedeutet zum
Beispiel, dass wir in die erste Zeile drei „v‘s“ schreiben, die die Kinder dann
mehrere Male abschreiben müssen oder für die ganz Kleinen schreiben wir noch
eine Seite mit „v‘s“ vor und sie müssen diese einfach nachfahren. Der
Kunstunterricht läuft so ab, dass Ulli und ich kleine (einfache) Bilder selbst
malen und die Kinder diese ausmalen dürfen.
Ulli beim Heften vorbereiten, während Nadima und Jackie schreiben |
Oben das gedruckte Schulheft und unten das Heft, wie es die Kinder von uns bekommen |
Die "Großen" beim Lernen |
Die "Kleinen" beim Lernen |
Essen:
Nach dem
Unterricht dürfen die Kinder frühstücken, bzw. zumindest diejenigen die etwas
zu Essen dabei haben.
Freizeit:
Danach
haben die Kinder Freizeit und können machen was sie wollen. Da wir kaum
Spielzeug haben (eigentlich nur Legos und ein paar Puppen), beschäftigen sie
sich meistens mit sich selbst, d.h. sie toben herum, spielen mit meinen Haaren (davon sind sie wirklich sehr fasziniert :D) oder basteln Kopfschmuck
aus Blättern …
Ulli und
ich haben vor ein paar Wochen aus einem alten Autoreifen eine Schaukel für die
Kinder gebaut, diese ist seitdem ebenfalls rege in Benutzung! :)
Wir
wollen nun auch einführen, einmal die Woche mit den Kindern zu singen und
Spiele mit ihnen zu machen. Das ist aber nicht immer so einfach wie es klingt,
da wir dazu immer noch Yoannas Hilfe brauchen und selbst dann hören die Kinder
nicht immer bzw. lassen sich schnell ablenken.
Die neue Reifenschaukel :) |
Die Kinder posen immer sehr gerne für Bilder :D |
3 "Engel" fürs RED House :D |
Mittagessen:
Gegen
12.00 Uhr gehen die Kindergartenkinder dann nach Hause. Die ca. 15 Kinder der
Kindertagesstätte, bekommen dann ihr Mittagessen, welches von Yoanna, Anna,
Ulli und mir gekocht wurde. Das Kochen dauert eigentlich den ganzen Morgen und
passiert parallel zum Unterricht. Es dauert darum so lang, da die Glut erstmal
heiß werden muss und die Bohnen und der Reis sortiert werden müssen. Dann
werden erst die Bohnen gekocht und anschließend der Reis bzw. das Ugali.
rechts oben: beim Reis sortieren / linkes unten: Steinchen, die im Reis waren / links oben: Mais mit Bohnen ungekocht und unten gekocht |
Abwasch
und Mittagsschlaf:
Nach dem
Essen waschen zwei Kindern alle Teller und ggfs. die Löffel ab (Ugali wird mit
den Fingern gegessen) und die anderen legen sich hin zum Mittagsschlaf. Das
bedeutet auch für Ulli und mich erstmal Pause.
Erstaunlich
ist, dass die Kinder sich fast darum schlagen, wer abspülen darf. Das wäre in
Deutschland wohl eher anders herum…
Die Kidis
schlafen meistens bis 15.30 Uhr und müssen dann ihre Hausaufgaben machen,
danach haben sie wieder frei bis ihre Eltern kommen. Normalerweise werden sie
gegen 18.00 Uhr abgeholt, es kommt aber fast täglich vor, dass ein oder zwei
Kinder auch mal um 20.00 Uhr noch da sind.
Lala salama ;) (Schlaf gut) |
Nachhilfe:
Nachmittags
ab 16.00 Uhr übernehmen Ulli und ich allerdings die Englischnachhilfe und
Yoanna betreut die Kinder alleine.
Zur
Englischnachhilfe kommen ältere Kinder, ganz unterschiedlichen Alters und mit
unterschiedlichem Englischniveau. Teilweise können sie kaum Englisch und nur
mit Hilfe derjenigen, die besser Englisch verstehen ist es möglich, dass sie
die Aufgaben lösen. Andere wiederum können wirklich gut Englisch sprechen, allerdings
keine eigenen Texte schreiben. Je nach dem lesen Ulli und ich Texte mit den Kindern um ihre
Aussprache zu verbessern, diktieren Diktate oder machen Grammatikübungen etc.
Die Nachhilfe geht meistens bis 17.30 Uhr, an manchen Tagen länger und an
anderen kürzer. Einfach wie wir oder die Kinder Lust haben :D .
Abendprogramm:
Normalerweise
sind wir nach der Englischnachhilfe fertig mit der Arbeit. In Zukunft soll
Mittwochabends noch ein Deutschkurs stattfinden, welchen natürlich auch Ulli
und ich machen würden. Außerdem findet Dienstagsabends eine Assembly statt, bei
der gebetet, gesungen und gespielt wird und Freitagabends hat Mtema eine
„Swahililesson“ eingeführt, bei der wir über bestimmte Themen reden (z. Bsp:
Nationalparks von Tansania, die Bevölkerungsgruppen von Tansania…).
Ich und Jackie beim Rumalbern :D |
Nico, Janath und ich :) |
Hier sind fast alle Kinder mit uns drauf :) |
Da will man kurz ein Bild machen, aber ohne die richtige Pose geht das nicht :D |
Jackie und Ich :) |
Matsaba
School:
Soviel zum Tagesablauf von Montag bis Donnerstag. Freitags gehen Ulli
und ich zusätzlich zur Matsaba School. Das ist eine Privatschule, auf die auch
unsere Gastschwester Careen geht. Dort unterrichten wir von 10.00 bis 12.00 Uhr
Sport. Die Lehrer sind immer total erstaunt, was für Spiele wir mit den Kindern
machen und auch, dass es nicht immer EINEN Gewinner geben muss, sondern auch
mal eine Gruppe gewinnen kann.
Matsaba School |
Ulli beim Spiel erkären |
Ich hoffe
ich konnte euch meine Arbeit gut erklären und ihr könnt euch ungefähr
vorstellen wie es abläuft, wobei ich euch gleich schon sagen kann, so läuft es
nicht ab :D. Jeder Tag ist anders, was natürlich total cool ist aber manchmal echt
anstrengend sein kann. An manchen Tagen klappt es mit den Kindern gut und sie hören
auf uns, aber es gibt noch viele Tage, an denen sie machen was sie wollen. So
süß die Kidis sind, so frech können sie auch sein. Sie essen zum Beispiel die
Bleistiftminen und kaum ist der Stift gespitzt, haben sie die Mine auch schon
wieder abgebissen. Oder sie schmeißen ihre Hefte absichtlich auf den Boden und
lachen, wenn wir ihnen sagen, dass sie die Hefte wieder aufheben sollen. An
ganz schlimmen Tagen provozieren sie uns absichtlich und treiben mich wirklich
an den Rand der Verzweiflung. Natürlich ist mir bewusst, dass sie meine Grenzen
testen wollen, aber man wünscht sich so langsam, dass sie wissen wo diese sind
;). Geschlagen wird im RED House aber nicht (in vielen anderen Kindergärten und Schulen ist dies noch der Fall) . Wenn die Kinder
besonders frech sind und gar nicht hören, werden sie für eine Weile auf einen
Stuhl gesetzt und dürfen solange nicht mitspielen. Im Normalfall werden sie
dann ruhiger und können hinterher mit ihren Aufgaben fortfahren oder mit den
Anderen spielen.
Alles in
Allem macht mir meine Arbeit viel Spaß und wir haben auch schon viele
Ideen, was man mit den Kides noch machen könnte. Ich habe die Kinder schon jetzt ins Herz
geschlossen und verzeihe ihnen gerne wenn ich am Ende dieses Jahres keine Haare
mehr habe :D. Es ist einfach toll zu sehen, wie man Ihnen mit kleinen Gesten eine Freude machen kann und wieviel man gleichzeitig von ihnen zurück bekommt. :)
Falls ihr
noch Fragen habt oder etwas Unklar ist, meldet euch einfach bei mir oder
kommentiert einfach diesen Post. Freue mich immer von euch zu hören :D
Ganz
liebe Grüße
Julie