Sonntag, 15. November 2015

Meine Arbeit - Kazi yangu :)




Toll, anstrengend, abwechslungsreich, laut, lustig, nervend, zufriedenstellend, noch mehr anstrengend, total cool, mega schön, ungewohnt … :)
Das sind die Wörter die mir gerade spontan eingefallen sind, als ich die Überschrift des Posts geschrieben habe.

Wie ja bereits bekannt, arbeite ich im RED House.

Was ist das RED House jetzt eigentlich?
Das RED House ist sowohl Kindergarten (morgens), Kindertagesstätte (den ganzen Tag über) als auch ein Platz zum Lernen und Zusammenkommen für Jung und Alt (hauptsächlich nachmittags). Und alles läuft quasi parallel.

Begrüßungsassembly:
Ab ca. 7.00 Uhr kommen die ersten Kinder und bis 8.00 Uhr sind dann eigentlich fast alle da. Jeden Tag kommen ca. 25-30 Kinder im Alter von 2 ½ bis 6 Jahren. Um kurz nach 8.00 Uhr geht es dann mit der „Begrüßungsassembly“ los. Am Anfang hat das meistens Yoanna (Lehrer) oder Anna (Gastmutter und Lehrerin) gemacht und die jeweils andere Person hat in dieser Zeit die Zutaten für das Mittagessen und unser Frühstück gekauft. Seitdem das Baby da ist, geht Yoanna einkaufen, während Ulli oder ich die Assembly alleine machen :)
Das klappt inzwischen auch gut. Wobei es immer noch Tage gibt, an denen die Kinder machen was sie wollen, nicht sitzen bleiben und die ganze Zeit schreien und sich gegenseitig ärgern. Aber im Vergleich zum Anfang hören sie auf uns schon viel besser, was sicher auch daran liegt, dass Ulli und ich mittlerweile Suaheli sprechen (zumindest die wichtigen, alltäglichen Dinge können wir kommunizieren :) )


Zähne putzen:
Da einige Kinder sehr braune Zähne haben, haben unsere Vorfreiwilligen eingeführt mit den Kindern Zähne zu putzen. Dafür habe ich bereits in Deutschland bei Zahnärzten nach Spenden gefragt und verschiedene Firmen angeschrieben, ob sie uns kostenlese Zahncremes spenden können. Durch diese Spenden ist es uns möglich dieses „Projekt“ weiterhin durchzuführen. Den Kindern macht es immer total Spaß und wir können durch diese Spenden etwas für ihre Zahnhygiene tun. :)


Beim Zähneputzen, im Hintergrund sieht man Yohana :)




Unterricht:
Nach dem Zähneputzen sitzen die Kinder an kleinen Tischen und schauen sich Bücher an, während wir frühstücken und die Hefte für den Unterricht vorbereiten. Ja, ihr habt richtig gelesen: Unterricht. Hier wird nämlich bereits im Kindergarten Englisch, Mathe, Suaheli und Kunst unterrichtet. Die Kinder sind in zwei Gruppen eingeteilt: Die „Großen“, die schon rechnen und schreiben können und die „Kleinen“, die erst Buchstaben und Zahlen lernen. Anfangs hat Yoanna die Großen und Anna die Kleinen unterrichtet und Ulli und ich haben ihnen geholfen, aber jetzt machen Ulli und ich die Kleinen komplett alleine. Wir bereiten Ihre Hefte vor, helfen ihnen beim Schreiben und geben Ihnen sogar Hausaufgaben. Hefte vorbereiten bedeutet zum Beispiel, dass wir in die erste Zeile drei „v‘s“ schreiben, die die Kinder dann mehrere Male abschreiben müssen oder für die ganz Kleinen schreiben wir noch eine Seite mit „v‘s“ vor und sie müssen diese einfach nachfahren. Der Kunstunterricht läuft so ab, dass Ulli und ich kleine (einfache) Bilder selbst malen und die Kinder diese ausmalen dürfen.
 

Ulli beim Heften vorbereiten, während Nadima und Jackie schreiben
Oben das gedruckte Schulheft und unten das Heft, wie es die Kinder von uns bekommen

Die "Großen" beim Lernen

Die "Kleinen" beim Lernen

Essen:
Nach dem Unterricht dürfen die Kinder frühstücken, bzw. zumindest diejenigen die etwas zu Essen dabei haben.




Freizeit:
Danach haben die Kinder Freizeit und können machen was sie wollen. Da wir kaum Spielzeug haben (eigentlich nur Legos und ein paar Puppen), beschäftigen sie sich meistens mit sich selbst, d.h. sie toben herum, spielen mit meinen Haaren (davon sind sie wirklich sehr fasziniert :D) oder basteln Kopfschmuck aus Blättern …
Ulli und ich haben vor ein paar Wochen aus einem alten Autoreifen eine Schaukel für die Kinder gebaut, diese ist seitdem ebenfalls rege in Benutzung! :)
Wir wollen nun auch einführen, einmal die Woche mit den Kindern zu singen und Spiele mit ihnen zu machen. Das ist aber nicht immer so einfach wie es klingt, da wir dazu immer noch Yoannas Hilfe brauchen und selbst dann hören die Kinder nicht immer bzw. lassen sich schnell ablenken.

Die neue Reifenschaukel :)

Die Kinder posen immer sehr gerne für Bilder :D

3 "Engel" fürs RED House :D



Mittagessen:
Gegen 12.00 Uhr gehen die Kindergartenkinder dann nach Hause. Die ca. 15 Kinder der Kindertagesstätte, bekommen dann ihr Mittagessen, welches von Yoanna, Anna, Ulli und mir gekocht wurde. Das Kochen dauert eigentlich den ganzen Morgen und passiert parallel zum Unterricht. Es dauert darum so lang, da die Glut erstmal heiß werden muss und die Bohnen und der Reis sortiert werden müssen. Dann werden erst die Bohnen gekocht und anschließend der Reis bzw. das Ugali. 

rechts oben: beim Reis sortieren / linkes unten: Steinchen, die im Reis waren / links oben: Mais mit Bohnen ungekocht und unten gekocht




Abwasch und Mittagsschlaf:
Nach dem Essen waschen zwei Kindern alle Teller und ggfs. die Löffel ab (Ugali wird mit den Fingern gegessen) und die anderen legen sich hin zum Mittagsschlaf. Das bedeutet auch für Ulli und mich erstmal Pause.
Erstaunlich ist, dass die Kinder sich fast darum schlagen, wer abspülen darf. Das wäre in Deutschland wohl eher anders herum…
Die Kidis schlafen meistens bis 15.30 Uhr und müssen dann ihre Hausaufgaben machen, danach haben sie wieder frei bis ihre Eltern kommen. Normalerweise werden sie gegen 18.00 Uhr abgeholt, es kommt aber fast täglich vor, dass ein oder zwei Kinder auch mal um 20.00 Uhr noch da sind.

Lala salama ;) (Schlaf gut)


Nachhilfe:
Nachmittags ab 16.00 Uhr übernehmen Ulli und ich allerdings die Englischnachhilfe und Yoanna betreut die Kinder alleine.
Zur Englischnachhilfe kommen ältere Kinder, ganz unterschiedlichen Alters und mit unterschiedlichem Englischniveau. Teilweise können sie kaum Englisch und nur mit Hilfe derjenigen, die besser Englisch verstehen ist es möglich, dass sie die Aufgaben lösen. Andere wiederum können wirklich gut Englisch sprechen, allerdings keine eigenen Texte schreiben. Je nach dem lesen Ulli und ich Texte mit den Kindern um ihre Aussprache zu verbessern, diktieren Diktate oder machen Grammatikübungen etc. Die Nachhilfe geht meistens bis 17.30 Uhr, an manchen Tagen länger und an anderen kürzer. Einfach wie wir oder die Kinder Lust haben :D .


Abendprogramm:
Normalerweise sind wir nach der Englischnachhilfe fertig mit der Arbeit. In Zukunft soll Mittwochabends noch ein Deutschkurs stattfinden, welchen natürlich auch Ulli und ich machen würden. Außerdem findet Dienstagsabends eine Assembly statt, bei der gebetet, gesungen und gespielt wird und Freitagabends hat Mtema eine „Swahililesson“ eingeführt, bei der wir über bestimmte Themen reden (z. Bsp: Nationalparks von Tansania, die Bevölkerungsgruppen von Tansania…).
 


Ich und Jackie beim Rumalbern :D
Nico, Janath und ich :)


Hier sind fast alle Kinder mit uns drauf :)

Da will man kurz ein Bild machen, aber ohne die richtige Pose geht das nicht :D
Jackie und Ich :)


Matsaba School:
Soviel zum Tagesablauf von Montag bis Donnerstag. Freitags gehen Ulli und ich zusätzlich zur Matsaba School. Das ist eine Privatschule, auf die auch unsere Gastschwester Careen geht. Dort unterrichten wir von 10.00 bis 12.00 Uhr Sport. Die Lehrer sind immer total erstaunt, was für Spiele wir mit den Kindern machen und auch, dass es nicht immer EINEN Gewinner geben muss, sondern auch mal eine Gruppe gewinnen kann.


Matsaba School

Ulli beim Spiel erkären


Ich hoffe ich konnte euch meine Arbeit gut erklären und ihr könnt euch ungefähr vorstellen wie es abläuft, wobei ich euch gleich schon sagen kann, so läuft es nicht ab :D. Jeder Tag ist anders, was natürlich total cool ist aber manchmal echt anstrengend sein kann. An manchen Tagen klappt es mit den Kindern gut und sie hören auf uns, aber es gibt noch viele Tage, an denen sie machen was sie wollen. So süß die Kidis sind, so frech können sie auch sein. Sie essen zum Beispiel die Bleistiftminen und kaum ist der Stift gespitzt, haben sie die Mine auch schon wieder abgebissen. Oder sie schmeißen ihre Hefte absichtlich auf den Boden und lachen, wenn wir ihnen sagen, dass sie die Hefte wieder aufheben sollen. An ganz schlimmen Tagen provozieren sie uns absichtlich und treiben mich wirklich an den Rand der Verzweiflung. Natürlich ist mir bewusst, dass sie meine Grenzen testen wollen, aber man wünscht sich so langsam, dass sie wissen wo diese sind ;). Geschlagen wird im RED House aber nicht (in vielen anderen Kindergärten und Schulen ist dies noch der Fall) . Wenn die Kinder besonders frech sind und gar nicht hören, werden sie für eine Weile auf einen Stuhl gesetzt und dürfen solange nicht mitspielen. Im Normalfall werden sie dann ruhiger und können hinterher mit ihren Aufgaben fortfahren oder mit den Anderen spielen.

Alles in Allem macht mir meine Arbeit viel Spaß und wir haben auch schon viele Ideen, was man mit den Kides noch machen könnte. Ich habe die Kinder schon jetzt ins Herz geschlossen und verzeihe ihnen gerne wenn ich am Ende dieses Jahres keine Haare mehr habe :D. Es ist einfach toll zu sehen, wie man Ihnen mit kleinen Gesten eine Freude machen kann und wieviel man gleichzeitig von ihnen zurück bekommt. :)

Falls ihr noch Fragen habt oder etwas Unklar ist, meldet euch einfach bei mir oder kommentiert einfach diesen Post. Freue mich immer von euch zu hören :D
Ganz liebe Grüße
Julie